Michael Münch

Fotosynthetische Malerei

 

"Genre in der Fotosynthetischen Malerei"


Genre in der Fotosynthetischen Malerei

 

Die Genremalerei war ein Zeugnis des Zeitgeschehens, die Maler bildeten zeitgenössische Verhaltensmuster und Szenen ab wie „Bürgerfamilie am Tisch“, „Fischer“ oder „Kartenspieler“. Als Momentaufnahme des Alltags würde die heutige Genremalerei wohl eher „Familie am Fernseher“ oder “Autofahrer im Stau“ darstellen.

 

Michael Münch lässt sich lieber von den alten Meistern inspirieren und setzt die Figuren aus ihren Gemälden in neue Zusammenhänge, der Betrachter kann die abgebildeten Motive zu neuen Assoziationsketten verknüpfen und eine eigene Geschichte entstehen lassen.

Fotosynthetische Malerei widmet sich den modernen Sujets. Wutbremse“ (110x130cm Öl auf Leinwand 2015) stellt eine Szene in einer Massenversammlung dar. Die Menge schaut jubelnd einer Hinrichtung zu. Das Verhalten der Masse ist unberechenbar wie flatternde Schmetterlinge, die plötzlich da und wieder weg sind, die Stimmung ist veränderlich wie Fähnchen im Wind. Es braucht sich nur einer zu finden, der den Weg weist, und schon folgen viele. 

Genremalerei bildete manchmal menschliches Fehlverhalten ab, um es der Lächerlichkeit preiszugeben. „Bierlaune“ (120x140cm Öl auf Leinwand 2013) könnte uns die Geschichte einer Frau erzählen, die mit den Folgen ihres Urlaubsabenteuers konfrontiert ist. Die Mutter wendet sich vom Kind ab, obwohl die beiden Personen daneben wohlwollendes Interesse zeigen. Vielleicht sehnt sich die Frau nach ihrem Abenteuer im fernen Land und dem „Wilden“, den sie dort kennen gelernt hatte, möchte nicht dem Alltag der Kindererziehung verfallen. Oder war es nur eine kurze Laune und die Frau schämt sich, kann es aber nicht mehr rückgängig machen? Die Person im Vordergrund, vielleicht ist sie eine Angestellte im Touristenhotel, macht sich darüber lustig. Anscheinend kennt sie viele solche Urlaubsgeschichten, selbst unbeteiligt, spottet sie darüber.

Manche Genrebilder haben tiefere moralische Aussagen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zu erkennen sind.

Die romantische Szene im „Weltfrieden“ (120x180cm Öl auf Leinwand 2015) hat allegorischen Charakter, die Figuren stellen symbolisch die Menschen verschiedener Rassen und Kulturen dar. Es ist ein Traum von einer Welt ohne Krieg und Rassismus, wo niemand einen anderen hasst oder bekämpft nur weil er anders ist. 

Michael Münch benutzt die fotosynthetische Methode, um neue Genrebilder zu kreieren und verarbeitet die Gemälde der Altmeister, um zu zeigen, dass die Menschen im Wesentlichen gleich geblieben sind wie vor Hunderten von Jahren. Dabei erscheinen traditionell eindeutige Motive wie Madonna in einem neuen Zusammenhang und können andere Bedeutungen bekommen. (Abb. „Jugendamt“ 120x135cm Öl auf Leinwand 2013)

  

Nadeshda Münch

2019

Michael Münch Kunstmaler, Fotosynthetische Malerei 0